Samstag, 22. Oktober 2016

Erneute Repression gegen COPINH in Honduras

 von Daniela Dreißig in amerika21
Tegucigalpa. Der Zivile Rat für indigene und Basisorganisationen Honduras
(COPINH) hat am Donnerstag die lückenlose Aufklärung des Mordes an ihrer Vorsitzenden Berta Cáceres vor der Staatsanwaltschaft in Tegucigalpa eingefordert. Ihr friedlicher Protest vor dem Gebäude wurde gewaltsam geräumt. Dabei setzte die Polizei Tränengas, Wasserwerfer und Schlagstöcke gegen die Mitglieder von COPINH ein.

Polizei geht gewaltsam gegen COPINH vor
Quelle: David de la Paz
In Videos, die in den sozialen Netzen veröffentlicht wurden, ist zu sehen, dass vor der Staatsanwaltschaft bereits Einheiten der Polizei auf die Protestierenden warteten. Ohne ersichtlichen Anlass sprühten sie Tränengas auf den Protestmarsch. Besonders die Kinder, die sich an dem friedlichen Protest beteiligten, litten an Atemnot. Viele der Protestierenden wurden verletzt, zwei Demonstranten kurzzeitig festgenommen. Zum "Marsch des Widerstandes für Land, Flüsse und das Leben" hatte COPINH landesweit aufgerufen. Es nahmen rund 200 Protestierende von COPINH, der afro-honduranischen Organisation Ofraneh und Unterstützer aus sozialen Bewegungen aus Tegucigalpa teil.

In einer Pressekonferenz am Nachmittag fordert COPINH neben der Aufklärung der Ermordung von Berta Cáceres auch die Einstellung des Baus von Agua Zarca und den Rückzug der an dem Staudammprojekt beteiligten Firmen. Weiterhin werden die Annullierung der Konzessionen auf dem Territorium der Indigenen und die Anerkennung der kollektiven Landtitel verlangt. "Laut Verfassung haben wir das Recht, friedlich zu demonstrieren. Dieses Recht wurde uns heute wiederholt verweigert", unterstrich Tomás Gómez Membreño, aktueller Koordinator des COPINH. In den vergangenen Monaten zeigten sich Unregelmäßigkeiten in den Untersuchungen des Mordes. Zuletzt wurde bekannt, dass die Unterlagen zum Mordfall, die die Richterin Maria Luisa Ramos in ihrem Auto mit sich führte, gestohlen wurden.

Die erneute Repression reiht sich in eine Welle von Agressionen gegen COPINH ein. Erst am 9. Oktober wurden Mordversuche gegen zwei seiner Mitglieder verübt. Dabei war auf Tomás Gómez Membreño und Alexander García Sorto von bisher nicht identifizierten Tätern geschossen worden.

Die Attacken gegen COPINH sind begleitet von einer medialen Kampagne, die besonders durch Elisa Paz, einer Beraterin für erneuerbare Energie, angeheizt wird. Sie bezeichnet COPINH als Organisation von "Lügnern und Fanatikern".

Ebenfalls am Donnerstag sollte eine weitere Anhörung in dem Prozess gegen den ehemaligen Vizeminister des Umweltministeriums, Marco Jonathan Laínez, stattfinden. Ihm wird wegen der Genehmigung des Baus von Agua Zarca ohne vorherige Information an die indigene Bevölkerung Amtsmissbrauch vorgeworfen. Den Angehörigen der betroffenen Familie wurde der Zutritt zum Gerichtssaal verweigert. In einer Stellungnahme von Austra Bertha Flores, der Mutter von Berta Cáceres, heißt es: "Die Staatsanwaltschaft schlägt eine Versöhnung vor, und wenn diese akzeptiert wird, würde der Prozess gegen ihn definitiv eingestellt werden, als ob nichts geschehen sei."

Seit 2010 sind in Honduras mindestens 113 Umweltaktivisten ermordet worden. Demnach ist das zentralamerikanische Land eines der unsichersten Länder der Welt für Land- und Umweltrechtsverteidiger.